Die "Wahler Mühle"

Als im Jahr 1935 das Gemeindehaus in Wahlenau neu gebaut wurde, befand sich für die meisten Einwohner „ihre“ Mühle, die mit Wasser betriebene „Bauernmühle“, ein Stück unterhalb des Dorfes am Hirschbach. Man musste also ein ganzes Stück fahren, um seinen Vorrat an Mehl für den Eigenbedarf und Schrot zum Verfüttern an das Vieh zu mahlen. Nicht alle Wahlenauer Bürger gehörten der hiesigen Genossenschaft an. Manche gehörten zur Bergmühle, heute Schlossmühle oder mahlten in der Reitzenmühle, an der im Übrigen die Traumschleife „Via Molarum“ vorbeiführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte ein Privatmann aus Mönchengladbach Interesse, die Wassermühle zu kaufen. So kam im Dorf die Idee auf, eine Elektromühle zu bauen; davon gab es zu dieser Zeit noch nicht viele. Mitglieder der Mühlengenossenschaft besichtigten einige dieser neuen Mühlen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Schließlich, nach langem Zaudern einzelner, entschied sich die Mühlengesellschaft zum Verkauf der alten Bauernmühle. Die Gemeinde errichtete 1949 die Wahler Mühle als Anbau an das Gemeindehaus in der Ortsmitte und verpachtete sie 1950 an die Mühlengesellschaft.

Die Einweihung war ein großes Fest, zumal auch ein Stück der Hauptstraße fertig gestellt worden war. Es wurden Stückelcher erzählt und Possen gerissen – junge Männer mit Schlagsahne rasiert und der Metzgermeister mit einer Badewanne in den Saal gefahren. Die Elektromühle diente den Gesellschaftern der Mühlengenossenschaft zum Schroten und Mahlen bis in die 1980er Jahre.

Die Vorteile dieser Mühlentechnik waren nicht von der Hand zu weisen: Strom war immer verfügbar und das Mahlen ging schneller und leichter, vor allem das Schroten. Das Mahlwerk wurde automatisch nachgefüllt, das mühsame und Zeit raubende Nachfüllen entfiel.

Später blieb das Gebäude unbenutzt, bis sich im Jahre 1991 die Mühlengesellschaft auflöste und die Mühle an die Gemeinde zurückgab. Dann erfolgte der Umbau zur Gaststätte. Dabei wurde darauf geachtet, den Charakter der Mühle in beiden Etagen mit Mahlwerk und "Mühlenstübchen" weitestgehend zu erhalten. Die Mühle sollte auch Begegnungsort für Vereine und Aktivitäten im Dorf werden.

Seit den 1990er Jahren ist die Wahler Mühle mehrfach als Gaststätte verpachtet worden. Nachdem in der Pandemiezeit der Gaststättenbetrieb eingestellt worden war und 2022 die Pächterin den Betrieb aufgab, ist die Wahler Mühle seit März 2023 wieder in Betrieb gegangen. Zu Jahresanfang 2024 hat es einen weiteren Inhaberwechsel gegeben. Seit Freitag, den 2.2.2024, sind die Pforten der Wahler Mühle wieder geöffnet. Infos zu Speisekarte, Öffnungszeiten und Kontaktdaten finden sich hier.

Damit eröffnen sich dann auch die Möglichkeiten wieder, die sich durch den Umbau des Gemeindehauses und der Gastwirtschaft im Jahr 2015 ergeben haben. Im ganzen Gemeindehaus barrierefrei feiern, Veranstaltungen durchführen und von der Gaststätte aus bewirtschaftet werden - das war der Plan hinter der grundlegenden und aufwändigen Renovierung. Der Fahrstuhl sichert nicht nur den barrierefreien Zugang in alle Etagen sondern erleichtert auch die Versorgung durch die Küche in der Gaststätte. So können nun in der Gaststätte allein bis zu 70 Personen bewirtet werden. Wenn es mehr sein sollen, dann kann man den Saal der Gemeinde hinzu mieten und schafft weiteren Raum für fast 200 Personen.

So trägt die Wahler Mühle auch jetzt wieder dazu bei, Leben ins Dorf zu bringen und Treffpunkt zu sein.